Flohmarkt & Handel
In vielen Städten Europas ist der Flohmarkt vom Straßenbild nicht wegzudenken: Attraktion für Touristen und Quelle für allerlei Nützliches, für viele Einwohner ist der Flohmarktbesuch ein entspanntes Vergnügen. Doch woher kommt der Begriff Flohmarkt? Schließlich werden an den bunten Ständen ja keine Flöhe verkauft.
Woher kommt der Begriff Flohmarkt?
Wahrscheinlich stammt der Begriff Flohmarkt aus dem Französischen – dort werden die Märkte nämlich als „Marché aux Puces“ bezeichnet, was übersetzt so viel bedeutet wie Flohmarkt. Und seinen Ursprung haben die Second-Hand-Stände wohl in Frankreich. Bereits seit dem Mittelalter soll es in Paris üblich gewesen sein, dass Lumpenhändler regelmäßig bei reichen Parisern vorbeischauten und Kleidung mitnahmen, die nicht mehr gebraucht wurde, um sie weiterzuverkaufen. Weil die Hygiene-Standards im Mittelalter noch relativ niedrig waren, kam es vor, dass sich Flöhe in die zum Verkauf bestimmten Kleider eingenistet hatten. Irgendwann um 1880 wurde Paris von einer extremen Flohplage heimgesucht. Die Lumpenhändler der Stadt, die als Ursache ausgemacht wurden, wurden dann kurzerhand in den Norden von Paris geschickt. Dort entstand dann der erste Flohmarkt Frankreichs.
Frankreich und Belgien gelten als Ursprungsländer der Flohmärkte
Neben Frankreich gilt auch Belgien als Ursprungsland und als Heimat der beliebten Trödelmärkte. Die sogenannten „Brocanteurs“, die Trödler, verkauften ihre Waren auf kleinen Märkten. Der Place du Jeu de Balle in Brüssel existiert noch heute, er ist einer der ältesten Flohmärkte überhaupt: Es gibt ihn bereits seit dem Jahr 1873. Täglich bauen die Händler ihre Stände auf, angeboten wird ein Sammelsurium an Dingen, von Möbeln über Gemälde bis hin zu Büchern.
Verborgene Schätze und skurrile Überraschungen
Seine Wurzeln hat der Flohmarkt also im mittelalterlichen Wochenmarkt. Traditionell werden auf dem Flohmarkt keine Lebensmittel gehandelt, sondern Gegenstände. Diese reichen von antiquarischen Artikeln wie alten Münzen, Büchern, Gemälden, Skulpturen, Schmuck, antike und gebrauchte Möbel oder einstigen Gebrauchsgegenständen bis hin zu durchaus aktuellen Kleidern und Alltagsprodukten von Elektronik bis hin zur Küche. Gehandelt wird im Grunde alles, auch Spielzeug, alte Radios und Metall. Mitunter wurden und werden auch skurrile Gegenstände ver- und gekauft, wie z. B. alte medizinische Apparate, unheimliche Puppen oder selbstgebaute Musikinstrumente. Auch seltsame Wohnaccessoires und ausgefallene Möbel werden gehandelt, so z. B. Couchtische, die wie fliegende Teppiche aussehen, oder aber quietschbunte Popart-Möbel aus den 70er-Jahren.
Der Traum jedes Sammlers: Glücksgriffe auf dem Flohmarkt Immer wieder liest man auch davon, dass tatsächlich Sammlerträume wahr werden und Vintage-Fans auf Flohmärkten wertvolle Dinge kaufen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Verborgene Schätze mit antiquarischem Wert gibt es also noch immer: So erwarb ein amerikanischer Metallhändler ein Fabergé-Ei für etwa 13.000 Euro. Er staunte nicht schlecht, als er den wahren Wert erfuhr – das goldene Ei war 25 Millionen Euro schwer. Ein weiterer unglaublicher Glücksgriff trug sich auf einem Flohmarkt in Virginia zu: Eine Frau kaufte ein Bild für sieben Dollar – vor allem wegen des schönen Rahmens. Nachdem das Bild in einer Kiste etwa ein Jahr in der Garage stand, wollte die Frau das Bild und den Rahmen entsorgen. Die Mutter der Frau riet ihr, es prüfen zu lassen. Und voilà – das Bild war ein echter Renoir mit dem Titel „Landschaft an der Seine“. Wert: etwa 78.000 Euro.
Erst kürzlich, im Jahr 2014, trug sich auch in Deutschland ein unglaublicher Fund zu: Die Freundin des Rentners Reinhold Hoffmann kaufte auf einem Flohmarkt in Dresden ein Zwei-Kilo-Paket alter Briefmarken für 20 Euro. Als die beiden zuhause die Briefmarken begutachteten, entdeckten Sie eine One-Cent-Marke aus dem Jahr 1861 mit einer seltenen Prägung von Benjamin Franklin. Wert der Marke: 2,5 Mio. Euro.
Der Flohmarkt heute – zwischen Basar, Freiluftkonzert und Austauschpunkt
Die Tradition der Flohmärkte blüht derzeit wie nie: in zahlreichen europäischen Städten sind Flohmärkte Attraktionen und Touristenmagnete, die auch als Treffpunkt und als Ort für Freiluftkonzerte dienen. Einer der größten Trödelmärkte Deutschlands findet im Mauerpark in Berlin statt – dort drängen sich jeden Sonntag etwa 30.000 Menschen durch die engen Wege zwischen den Ständen. Und auch Paris, Rom und Lissabon wären ohne die Märkte um einiges ärmer. Auch Spezial-Flohmärkte erfreuen sich großer Beliebtheit – Flohmärkte für Münzen und Computer, für Kindersachen und antike Möbel ziehen das jeweilige Fachpublikum an und begeistern auch professionelle Sammler.
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